„Für einige Choristinnen und Choristen ist es heute das erste oder erst das zweite Konzert überhaupt“, sagt David Timm. Es ist das erste Passionskonzert des Leipziger Universitätschores seit 2019, und Timm betont in seiner kurzen Begrüßung umso nachdrücklicher seine Dankbarkeit, dieses Konzert am Samstagabend überhaupt machen zu können und in Frieden in der Universitätskirche St. Pauli beisammen sein und musizieren zu können. „Der Wert von Musik ist in diesen Zeiten noch einmal um ein Vielfaches gestiegen.“
Quer durch die Jahrhunderte gehen die ausgewählten Werke, von Barock bis Gegenwart, und doch ist das Konzert aus einem Guss. Und dass einige Sängerinnen und Sänger noch nie öffentlich mit dem Universitätschor aufgetreten sind – man hört es nicht. Denn der Gesamtklang in Verbindung mit der Akustik des Paulinums ist pure Magie und hilft, der Welt draußen für gute eineinhalb Stunden zu entfliehen. [...]
Auch bei Max Regers „Unser lieben Frauen Traum“ zielt David Timm mehr auf das Strahlen im Gesamtklang denn auf die Breite ab. So erblühen die Piani regelrecht, die Textverständlichkeit bleibt stets gewährleistet. Erhard Mauersbergers „Heilung des Blinden bei Jericho“ ist erzählerischer. Wach sind die Blicke, präzise ist das gemeinsame Absprechen. Heinrich Schütz‘ „Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz“ wird wieder vom Barockensemble begleitet. Berührend sind die rein instrumentalen Stellen, groß und wogend das Klangmeer der Stimmen. [...]
Die Kantate „Du wahrer Gott und Davids Sohn“ BWV 23 beschließt den Abend. Vielschichtig, sanft und demütig bittet der Chor um Erbarmen angesichts der Sünden der Welt. Auch wenn der Klang bei „Aller Augen warten, Herr“ kurzfristig auseinander zu fasern droht, hält Timm seine Sängerinnen und Sänger zusammen und führt sie in ein atemberaubendes „Amen“, das atemlose Stille nach sich zieht. Dann begeisterten Applaus und Jubelrufe.